Die Fahrt den Highway entlang genoss ich in vollen Zügen. Meine Fenster hatte ich heruntergekurbelt, die Musik voll aufgedreht und meine Stimme musste vermutlich ziemlich unter meinem Gesang leiden - was mir ehrlich gesagt egal war. Als Wild Night von Van Morrison meinen Wagen erfüllte, freute ich mich erneut und sang mit. "And ev'rything looks so complete. When you're walkin' out on the street. And the wind catches your feet. Sends you flyin'..."
Endlich entdeckte ich das Ziel meiner Fahrt - eine Tankstelle. Ich setzte den Blinker und war etwas frustriert, als ich bereits einige Paparazzi entdeckte und dann auch den Grund: Ein blondes Mädchen. Als ich genauer hinblickte, bemerkte ich, dass es Ashley Tisdale war. Ich drehte meine Musik etwas leiser und stellte mich an eine freie Zapfsäule, bevor ich ausstieg, meinen Tankdeckel öffnete und den Zapfhahn hineinsteckte. Ich lehnte mich gegen mein Auto und summte noch immer leise mit. Als ich in die Richtung von Ashley blickte, lächelte ich.

Während ich meinen Wagen volltankte und erfolgreich die Fotografen in meinem Bewusstsein verdrängte, beobachtete ich, wie Ashley in die Tankstelle ging, um zu bezahlen. Als der Tank endlich voll war, drückte ich noch ein, zwei Mal nach und drehte dann wieder den Tankdeckel auf. Schnell schnappte ich mir noch mein Portemonnaie und ging dann ebenfalls rein. Ich schob meine Sonnenbrille in mein Haar und schnappte mir eine Wasserflasche und Kaugummi aus dem Regal.
Als ich plötzlich ein "Hey" hörte, blickte ich auf und entdeckte Ashley, die an der Kasse stand - scheinbar war der Verkäufer gerade nicht da. Kurz lächelte ich sie an. "Hey, wie geht's?", fragte ich. Ich hatte Ashley schon öfter mal aus der Ferne gesehen, ob Backstage oder hier in New York, bisher hatten wir allerdings noch nie etwas miteinander zutun gehabt.

Irgendwie gefiel es mir, dass sie gleich so offen mit mir umging - es gab so einige prominente Personen, denen ich bereits begegnet war und die mich behandelt hatten, als sei ich eine fremde Rasse, eine neu entdeckte Art. "Mir geht's soweit auch super, endlich mal Freizeit. Wohnst du hier in New York?", fragte ich interessiert, da ich noch nicht so lange hier lebte und hier auch nicht allzu vielen über den Weg gelaufen war. Ashley war wirklich hübsch und ich fragte mich, ob sie sich immer so viel Zeit für ihr Make Up nahm, zumindest würde ich dafür vermutlich um die zwei Stunden brauchen. Ich machte mir nichts aus Make Up, verurteilte aber auch nicht die, die es täglich nutzten - wieso auch? Es faszinierte mich eher, dass sie so viel Zeit dafür aufwendeten.

Etwas abwesend fuhr ich mir durch die Haare und hörte ihr zu, wie sie mir erzählte, dass sie sich hier sogar richtig gut auskannte. "Ich schätze dann musst du mir ein paar Hot Spots verraten, Paparazzi-freie Zonen und so...", lachte ich und fügte zur Erklärung noch hinzu: "Ich wohne erst seit kurzer Zeit hier."
Als der mittelalte Verkäufer wiederkam, sah er uns an als seien wir zwei Gespenster. Selbst er kannte uns? Das war langsam wirklich verrückt. Und dennoch war er sehr höflich, als er nach einem Bild fragte. Viele machten dann einfach von uns heimlich welche. Auch ich stellte mich in Position und so machten wir ein Foto mit dem Verkäufer. Er bedankte sich bei uns und kassierte schließlich unsere Beträge.

Offen war sie also auch noch, das gefiel mir gut. Bevor wir wieder rausgingen, schob ich sofort wieder meine Sonnenbrille aus meinen Haaren auf meine Nase. Ich hatte keine Lust meine Müdigkeit der Öffentlichkeit zu präsentieren, auch wenn es mir eigentlich vollkommen banane war. Ich öffnete die Wasserflasche und nahm erst einmal einen Schluck, es war doch schon recht warm in New York (immer noch kälter als Los Angeles aber dennoch).
"Hast du heute schon irgendetwas geplant?", fragte ich und kam mir dann doch etwas eilig vor. "Ich meine wir könnten ja mal quatschen oder so..", versuchte ich mich selber zu erklären, wie ich es irgendwie immer machte, wenn ich glaubte mich verplappert zu haben.

Als Ashley halb über ihre eigene Füße stolperte, da sie einen ihrer Schuhe verlor, konnte ich nicht anders als mit ihr zu lachen. Auch noch ungeschickt, wir hatten etwas gemeinsam. "Keine Ahnung, Starbucks klingt gut..", lächelte ich und freute mich insgeheim schon auf meinen Frappuccino. Kurz sah ich zu meinem Baby rüber, das dort in der Sonne stand und wirklich gut aussah - eine Wäsche konnte er auch mal wieder vertragen.
Als sie mir plötzlich ein Kompliment zu meinen Haaren machte, war ich zunächst vollkommen aus der Bahn geworfen. "Danke?", lachte ich und sah sie etwas verwirrt an. Okay, sie hatte also einen Hang zu Gedankensprüngen. "Ich hoffe sie gehen nicht irgendwann kaputt, ich muss oft für Filme färben...", murmelte ich mehr zu mir selbst.

"Super..", lächelte ich zurück und zog auch schon meine Schlüssel aus meiner hinteren Hosentasche. "Schwarz, blond, braun, rot.. mehr fallen mit gerade nicht ein.", lachte ich bezüglich meiner Haarfarbe, die wirklich je nach Film andauernd wechselte. Lila wäre mal interessant, obwohl ich schon als Joan Jett ziemlich in Kritik geraten war. Mir war es egal, Joan Jett war eine klasse Künstlerin und wenn ich einen Film drehte, dann war ich auch mit vollem Herz dabei - selbst wenn ich mir dafür die Haare abschneiden musste.
"So machen wir's.. dann bis gleich." Auch ich musste nun schützend die Hand vor mein Gesicht halten, da die Paparazzi näher gerückt waren. "Nicht einmal tanken kann man mehr...", murrte ich und ging zu meinem Baby rüber. Als mich plötzlich ein Paparazzi nach meiner Wohnung und Robs Wohnung in New York fragte, war ich kurz davor zu stocken. Also war es raus? Ich hoffte, dass man mir nichts angemerkt hatte und schloss meinen Mini auf. Schnell stieg ich ein, schaltete die Musik laut an und fuhr los in Richtung Starbucks.